Die jüngere Migrationsgeschichte Europas
Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich Migration in und nach Europa grundlegend gewandelt. Die europäische Geschichte der vergangenen drei Jahrzehnte ist entscheidend geprägt von Migration und den Versuchen, Migration zu regulieren. Die EU entwickelte ein System der Grenzsicherung, das scharf zwischen innerer Freizügigkeit und äußerer Abschottung unterscheidet. Dabei sorgen nicht nur die aktuelle Flüchtlingsbewegung sondern auch die innereuropäische Arbeitsmigration oder Fragen nach erfolgreicher Integration und sozialer Diversität für gesellschaftlichen Wandel und offene Konflikte. Wie haben Migration, die Debatten und der Umgang damit das, was wir als Europa kennen, verändert?
Das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) lädt am historischen Ort in der Gedenkstätte Berliner Mauer unter dem Titel „Unmögliche Ordnung – Europa, Macht und die Suche nach einem neuen Migrationsregime“ herzlich ein zu einer internationalen Konferenz zur jüngsten europäischen Migrationsgeschichte.
Zahlreiche internationale Gäste erwartet
Auf der interdisziplinären Konferenz werden internationale Migrationsforscher*innen, Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Politiker*innen und Studierende zu Gast sein und gemeinsam diskutieren, darunter Migrationsforscher Peter Gatrell von der Universität Manchester, der deutsche Historiker Dieter Gosewinkel, Philosophie-Professor Bashshar Haydar, Migrations- und Grenzregimeforscherin Sabine Hess, der Rechtsanwalt und Politiker Sergey Lagodinsky, die Aktivistin Rouba Mhaissen, der Filmproduzent Orwa Nyrabia, die freischaffende Autorin Maxi Obexer, Migrationsforscher Jochen Oltmer und der Philiosoph Joseph Vogl.
Die Konferenz wirft einen Blick auf die Suche nach einer Migrationsordnung. Eine Suche, die aufgrund unterschiedlicher Handlungsmöglichkeiten, Machtausstattungen und Interessen der Akteure, von Institutionen über Politiker*innen und Akademiker*innen zu Migrant*innen, unmöglich abgeschlossen werden kann. Die Konferenz führt dieses Versagen auf eine entscheidende Differenz zurück, die Akteure und Institutionen gleichermaßen überfordert – die Spannung zwischen dem Ordnungs- und Machtwillen und dem kreativen menschlichen Handeln. Migration bestätigt die herrschende Ordnung und fordert sie gleichzeitig heraus. Daraus entsteht für Europa eine Dynamik, die bisher kaum beachtet wird: Das Migrationsgeschehen, die Debatten und der Umgang damit verändern das, was wir als Europa kennen, und umgekehrt. Die Suche nach Migationsordnungen ist gleichzeitig die Suche nach einer europäischen Identität.
Die Konferenz wird vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam veranstaltet und von der Bundeszentrale für politische Bildung, von der Andrea von Braun Stiftung und dem Bard College Berlin unterstützt. Weitere Kooperationspartner sind die American Academy Berlin, das Centre Marc Bloch, das Institut für Migration und Interkulturelle Studien Osnabrück und die Stiftung Berliner Mauer. Eine Ausstellung migrantischer und geflüchteter Studierender des Bard College Berlin und der Akademie der bildenden Künste Wien sowie eine Theaterperformance werden die Diskussionen einrahmen.
Das Konferenz-Programm im Überblick
Donnerstag, 11. Mai | 19 Uhr
Öffentliche Abendveranstaltung
Keynote Peter Gatrell (University of Manchester):
Die Erfindung des Modernen Flüchtlings: Konzepte und Erfahrungen / The Making of the Modern Refugee: Concepts and Experiences
Freitag, 12. Mai | 9–17.45 Uhr
Eröffnung und Einführung / Welcome Address and Thematic Introduction
1. Panel: Migration und Europäische Identität / Migration and European Identity
2. Panel: Wandel der Institutionen / Institutional Change
3. Panel: Aushandlungen und Konflikte / Negotiations and Conflict
4. Panel: Grenzverletzungen / Border Crossings
Freitag, 12. Mai 2017 | ab 19:30 Uhr
Öffentliche Abendveranstaltung
The Mahatat Quartet
Round Table: Globale Auswirkungen des europäischen Migrationsregimes – Global Effects of the European Migration Regime
Samstag, 13. Mai | 9–17 Uhr
5. Panel: Die Macht von Bewegungen / Power of Movements
6. Panel: Migration, Bildung, Kreativität / Migration, Education, Creativity
Führung über die Gedenkstätte / Guided tour through the Memorial
7. Panel: Neue Narrative / Crafting New Narratives
Abschlussdiskussion / Final Discussion
Hinweise zur Konferenz
Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Simultanübersetzung stellt der Veranstalter bereit.
Das ZZF Potsdam weist alle Teilnehmenden freundlich darauf hin, dass die Veranstaltung audiovisuell aufgezeichnet wird.
Der Eintritt zur Konferenz ist frei. Eine Anmeldung per E-Mail an Henrike Voigtländer (voigtlaender@zzf-potsdam.de) wird erbeten bis zum 04. Mai 2017.
Weitere Informationen:
Webseite des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam
Deutsch-englischer Programm-Flyer zur Konferenz
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